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Den hohen Traffikdaten der website, die ich auch hier in Libyen abrufen kann, entnehme ich, dass meine Eindruecke, die ich waehrend der Dreharbeiten in dem umkaempften Land gewinne, offensichtlich auf grosses Interesse stossen. Ich will daher auch heute berichten, was ich in den zurueckliegenden 24 Stunden erlebt habe.

Gestern Abend konnte ich mit einer Lehrerin, ihr Name ist Fauzya, die ich vor etwa zehn Jahren waehrend meiner Dreharbeiten zu meinem ersten Dokumentarfilm ueber Libyen bei einem Lehrerinnenkongress im Hotel Bab Al Bahr („Tor zum Meer“) in Tripolis kennenlernen durfte, telefonieren. Sie hat vor den Unruhen in Tobruk unterrichtet und haelt sich derzeit in Ostlibyen auf. Ich kann ihre Darstellungen von hier aus nicht ueberpruefen und gebe sie so sachlich wie moeglich, wieder:

Die Rebellenbewegung in Ostlibyen wird in den westlichen Medien weitgehend falsch dargestellt. Es handelt sich in Wahrheit um eine aus vielen unterschiedlichen Interessengruppen zusammengesetzte Bewegung, die augenblicklich noch die Forderung nach dem Sturz Gaddafis einige. Sollte dieses Ziel erreicht werden, wuerde sie zerfallen und die einzelnen Gruppen wuerden sich untereinander bekaempfen. Ein zweites Afghanistan sei nicht ausgeschlossen.

Im Osten Libyens, vornehmlich in den Stadten Derna, Beida und Tobruk, sei die Islamisierung unuebersehbar. Die Rechte der Frauen seien bereits eingeschraenkt, die saekularen Strukturen wuerden schrittweise aufgehoben. Frauen werden vielerorts bereits gezwungen, sich zu verschleiern.

Die von westlichen Medien verbreitete Vorstellung, es handele sich in Ostlibyen um ein „einiges, befreites Gebiet“ habe mit der Realitaet wenig zu tun. Einzelne Staedte wuerden wie Stadtstaaten regiert und an verschiedenen Stellen seien bereits „libysche islamische Emirate“ ausgerufen worden.

Die Rebellen wuerden von islamistischen Kaempfern unterstuetzt, die ihre Kampferfahrung ua. im Irak, in Afghanistan und in Somalia gewonnen haetten.

Wenn der Westen glaube, dass mit einer Machtuebernahme dieser fundamentalistisch unterwanderten Bewegung, in denen die Glaubenskrieger am besten organisiert seien, eine demokratische Staatsform initiiert werden koenne, sei das die gleiche Fehleinschaetzung, die der Westen bereits in Afghanistan getroffen habe.

Soweit der Bericht der Lehrerin aus Tobruk.

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Heute Nacht feuerte die libysche Flak mehrere Minuten lang.  Ich habe das Brummen von Flugzeugen gehoert, aber keine Einschlaege. Moeglicherweise hat man auf eine Drohne geschossen. Aber das ist reine Spekulation, weil mir keine weiteren Informationen zur Verfuegung stehen.

Ich habe heute verschiedene Drehs, bei denen ich moeglicherweise weitere Einzelheiten erfahre. Ich melde mich wieder.

Karl Hoeffkes

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