Neuigkeiten aus dem Archiv – 31.10.2013

Die Kinofilme in Agfacolor

von Gert Koshofer

„Agfacolor“ ist wie „Technicolor“ ein technischer, aber auch ästhetischer Begriff. Er ist mit der Geschichte des Kinofilms nicht nur in Deutschland verbunden. Inzwischen ist es eine in sich zeitlich und technisch abgeschlossene Periode, denn Agfacolor existiert schon lange nicht mehr als Aufnahme- und Kopiermaterial und damit hergestellte Filme sind nur noch gelegentlich im Fernsehen und auf DVD zu sehen. Darunter befinden sich auch restaurierte Filme, wenngleich einige Filme aus dem Dritten Reich noch unbearbeitet sind. Es ist eine filmhistorisch sträfliche Entwicklung, wenn nunmehr Original-Negative und –Positive nach Digitalisierung entsprechender Filme vernichtet werden.

Der vollständige Artikel befindet sich in der Rubrik Filmgeschichte. Wir wünschen viel Spaß beim Lesen.

Neuigkeiten aus dem Archiv – 24.10.2013

Nach der erfolgreichen Landung der Allliierten im Juli 1944 begann auch im Westen der Rückzug der Deutschen Armeen. In Paris begann im August der militärische Widerstand gegen die deutsche Besatzung. In einem Befehl vom 20. August befahl Hitler mit allem Nachdruck die Verteidigung der Stadt, die für ihn von entscheidender militärischer und politischer Bedeutung war.

Am 22. August formulierte Hitler in einem Befehl an General Model: „In der Geschichte bedeutete der Verlust von Paris bisher auch immer den Fall von ganz Frankreich. Innerhalb der Stadt muss gegen erste Anzeichen von Aufruhr mit schärfste Mitteln eingeschritten werden, z.B. Sprengung von Häuserblocks, öffentliche Exekutierung der Rädelsführer, Evakuierung des betreffenden Stadtteils, da hierdurch eine weitere Ausbreitung am besten verhindert wird. Die Seine Brücken sind zur Sprengung vorzubereiten. Paris darf nicht oder nur als Trümmerfeld in die Hand des Feindes fallen“

Entgegen diesem Führerbefehl, kapitulierte der deutsche General Dietrich von Choltitz nach anfänglichem Widerstand gegen die vorrückende 2. Französische Panzerdivision und übergab Paris am Nachmittag des 25. August nahezu unversehrt an den französischen General Leclerc und Henri Rol-Tanguy, den Führer der Pariser Résistance.

In Frankreich konnten wir von einem Sammler mehrere Rollen mit privat gedrehten Filmaufnahmen aus den Augusttagen des Jahres 1944 erwerben, die jetzt in HD vorliegen. Die Gesamtlauflänge der Aufnahmen liegt bei ca. 45 Minuten.

Angesichts des anstehenden 70. Jahrestages der Befreiung von Paris im kommenden Jahr werden diese Aufnahmen sicher auf großes Interesse stoßen.

Neuigkeiten aus dem Archiv – 22.10.2013

Auf einer 8-mm- Filmrolle mit privaten Aufnahmen aus den Jahren 1939 bis 1943 entdeckten wir auch diese Szenen, die im Sommer des Jahres 1940 in Schlesien entstanden sind.
Derartige Aufnahmen sind rar gesät, weil die Filme damals von Dritten entwickelt werden mussten und die Filmamateure nicht wussten, wer ihre Bilder mit ansehen würde.

Neuigkeiten aus dem Archiv – 21.10.2013

Aus der Fülle von Besprechungen, die sich mit neuen Dokumentationen aus unserem Filmarchiv beschäftigen, stellen wir nachfolgend zwei aktuelle Veröffentlichungen vor.

Bunte Bilder einer dunklen Zeit

Zu der nichtssagenden Formulierung, dass die Quellen der Dokumentation „Hitlers Berlin in Farbe“ „aus dem Bestand des Filmesammlers und -händlers Karl Höffkes (stammen), dem zwar schon Nähe zur braunen Welt seiner Bilderschätze vorgeworfen wurde, bei dem sich aber auch politisch unverdächtige Medien wie ZDF und Spiegel-TV gern bedient haben“, müssen wir uns nicht weiter äußern. Allein die jüngst vereinbarte Zusammenarbeit zwischen der Filmsektion der israelischen Gedächtnisstätte „Yad Vaschem“ und meinem Archiv dokumentiert, wie inhaltsleer derartige „Vorwürfe“ sind.

Am 23. September ist unser Autobahn-Film Straßen der Vergangenheit auf DVD erschienen. Ebenfalls zum 80. Jahrestag des Baubeginns der Reichsautobahnen wurde auf der Internet-Seite der ZEIT ein Artikel veröffentlicht, der unter der Überschrift erschien: Als Hitler die Autobahn stahl. Darin setzt ZEIT-Redakteur Volker Schmidt (wie so viele vor ihm) alles daran, den Nationalsozialisten die Urheberschaft an den Autobahnen abzusprechen:
„Geschichtsklitterer haben die angebliche verkehrspolitische Großtat des NS-Regimes so lange für ihre Unter-Hitler-war-nicht-alles-schlecht-Litanei missbraucht, dass die inhaltliche Auseinandersetzung nur noch lästig scheint.“
Das gilt leider ebenso für seinen eigenen Artikel, in dem wir eine inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Thema vergeblich suchen. Aus der „verkehrspolitischen Großtat“ wird – politisch korrekt – eine nur „angebliche“ Großtat. Für Volker Schmidt war die Autobahn 1933 bereits „ein alter Hut“: Die Italiener hatten schon welche, und Konrad Adenauer war sowieso schneller als Hitler (Strecke Köln-Bonn, 1932). Außerdem, so deutet Schmidt an, wären die Reichsautobahnen von Anfang an als militärisches Nutzobjekt geplant gewesen: „Statt vor allem wichtige Ballungsräume zu verbinden, lag ein Schwerpunkt auf grenznahen Trassen. Schon 1934 gab es erste Pläne für Reichsautobahnen in den später besetzten Nachbarländern.“ Ergo plante Hitler bereits 1934 die militärische Eroberung des Kontinents – natürlich mit Hilfe der Autobahnen.
Für eine wirkliche kritische Auseinandersetzung, die in den Massenmedien nicht stattfindet, empfehlen wir unseren Dokumentarfilm, der bislang sehr positive Resonanz erzielt hat.

In einer Rezension auf der Seite EAutobahn heißt es:
„Pünktlich zum 80. Jahrestag des symbolischen 1. Spatenstiches für die erste Reichsautobahn Frankfurt am Main – Darmstadt, ist im auf historische Dokumentationen spezialisierten Hause Polarfilm, die DVD ‚Straßen der Vergangenheit – Die Reichsautobahnen 1933 – 1945‘ erschienen. […] Nach einer Einführung in die politische Situation der frühen 1930er Jahre geht der Autor Dirk Alt den Gründen für den Autobahnbau nach. Neben wirtschaftlichen und verkehrlichen Gründen werden auch die Motive des NS-Regimes bezüglich der Propaganda und ‚Volkserziehung‘ analysiert. […] Auch thematischen ‚Seitenstreifen‘, wie die Massenmotorisierung, den Rennsport, oder den Einfluß des damaligen ‚Kulturbegriffes‘ auf die Gestaltung der RAB und ihrer Nebenanlagen, wird auf den Grund gegangen. […] Für alle Interessenten am Phänomen Reichsautobahn ist die von Polarfilm herausgegebene DVD eine sehr sehenswerte Ergänzung zu dem klassischen Dokumentarfilm von Hartmut Bitomsky (1984).“
Die ganze Rezension kann hier gelesen werden.

Auch die Redaktion von TV-Kult lobt unsere Produktion:
„Um den unvoreingenommenen Zugang zu erleichtern, hat man im Titel das Reizwort ‚Autobahn‘ klein gehalten und nannte den Film ‚Straßen der Vergangenheit‘. Erst im Untertitel heißt es ‚Die Reichsautobahnen 1933-1945‘. Große TV-Sender hätten das bewusst anders gemacht, weil das die Kasse klingeln lassen würde, wenn man neben ‚Autobahn‘ ggf. auch noch ‚Hitler‘ im Titel hätte. […] ‚Straßen der Vergangenheit‘ ist ein weiteres Beispiel dafür, dass hochwertige historische Aufarbeitungen zu bestimmten Themen auch ohne Hilfe des Fernsehens oder des Kinos produziert werden können. Es bleibt zu hoffen, dass der Erfolg dieses Produktes nicht ausbleibt, damit weitere Filme dieser Art entstehen können.“
Die ganze Rezension finden Sie hier

Neuigkeiten aus dem Archiv – 17.10.2013

Kooperation zwischen AKH und Yad Vashem

In einem zweitägigen Workshop tauschten sich AKH und die Footage Section der Archives Division der Gedenkstätte Yad Vashem im August 2013 über ihre Archivbestände und Erfahrungen mit den verschiedenen Materialien aus. Beeindruckend war insbesondere der Ansatz von Yad Vashem, in einer geradezu detektivischen Arbeit auch nahezu 70 Jahren nach Beendigung des Holocausts die einzelnen abgebildeten Orte und Personen nach Möglichkeit umfangreich im Detail zu identifizieren. AKH kann durch ergänzende Informationen zur Herkunft und Art der Materialien, der Zeiten und Orte der Aufnahmen, der Fotografen und Kameraleute und teils auch der abgebildeten Personen dazu beitragen. AKH wird die Footage Section von Yad Vashem durch eine umfangreiche Bereitstellung von Archivmaterialien weiter unterstützen. Dabei stellt AKH zum einen neue, bisher nicht bekannte Archivmaterailien zur Verfügung. Zum anderen kann AKH die Arbeit von Yad Vashem dadurch unterstützen, dass Kopien schon bekannter Materialien in deutlich besserer Qualität oder in Farbe statt in schwarz-weiß zur Verfügung gestellt werden

Neuigkeiten aus dem Archiv – 07.10.2013

Im Zuge des Anschlusses Österreichs an das Deutsche Reich, paradierten am 15. März 1938 deutsche und österreichische Soldaten durch Wien.

Die eingesetzte NS-Gauleitung gab dazu folgende Verfügung heraus: „Es wird für heute in Wien um 10 Uhr vormittags Dienstschluß angeordnet, damit allen Angestellten die Möglichkeit gegeben wird, die Truppenparade zu sehen. Die Partei erwartet, dass die Betriebsführer den vollen Dienst zahlen. Lebensmittelgeschäfte, Gastgewerbe- und ähnliche Betriebe sollen offengehalten werden“.

Ein von uns neu gefundener 16-mm-Privatfilm beschränkt sich aber nicht nur auf diese Parade, sondern hält auch die andere Seite der Geschehnisse fest: polnische und jüdische Bürger, die sich vor der polnischen Botschaft versammeln, um ein Ausreisevisum aus Österreich zu erhalten und erste Plünderungen jüdischer Geschäfte.

Neuigkeiten aus dem Archiv – 02.10.2013

Farbige Filmaufnahmen vor 1945 sind im Fernsehen und in historischen Dokumentationen gefragter denn je. Umso erfreulicher ist es, dass sich in letzter Zeit auch die wissenschaftliche Forschung diesen historischen Farbaufnahmen zugewendet hat, nachdem Jahrzehntelang nur die großen Agfacolor-Spielfilme wie Münchhausen oder Die Frau meiner Träume beachtet wurden.

Der Historiker Dirk Alt hat jetzt ein Buch vorgelegt, das zum ersten Mal eine Gesamtdarstellung des Farbfilms im Dritten Reich bietet: „Der Farbfilm marschiert!“ Frühe Farbfilmverfahren und NS-Propaganda 1933-1945.

Wir zitieren aus dem Klappentext:
„Für die staatlich gesteuerte Filmindustrie war der Farbfilm zunächst technisches, dann ideologisches Kampfgebiet: Auf dem Weltmarkt sollten deutsche Farbfilmverfahren denen der Briten und Amerikaner den Rang streitig machen – die Farbe wurde zur Prestigefrage der deutschen Filmindustrie, wenn sie sich gegen Hollywood behaupten wollte. Daneben bedienten sich Staatsführung und Wehrmacht des Farbfilms, um ihr Wirken für die Nachwelt zu dokumentieren: als geheimes Archivmaterial, das 1945 bis auf wenige Splitter vernichtet wurde oder als Kriegsbeute verschwand.
Im Vordergrund der Studie steht die Frage nach der Bedeutung, die dem Farbfilm als neuem und revolutionärem Medium innerhalb des NS-Propaganda-Apparates zukam. Welche Akteure arbeiteten mit Farbfilm, und inwieweit waren ihre Arbeiten an den politischen und militärischen Zielen des NS-Staates ausgerichtet? Welche Propagandastrategien wurden im In-, welche im Ausland verfolgt? Welche Gegensätze bestanden angesichts knapper Farbfilmressourcen zwischen den Wünschen von Staats- und Wehrmachtführung einerseits und den ökonomischen Interessen der Filmindustrie andererseits?“

Der 635 Seiten starke Band enthält 110 überwiegend farbige Abbildungen (zum Teil aus unserem Archiv) und eine Filmographie aller in Deutschland zugelassener Farbfilme von 1933 bis 1945. Das Buch kann zum Preis von € 58,00 beim Belleville-Verlag München bestellt werden:
http://www.belleville-verlag.de/scripts/buch.php?ID=549

Wir haben Herrn Alt seit 2009 mit Sichtungskopien und Material bei seiner Arbeit unterstützt und freuen uns darüber, dass sein Buch hält, was es verspricht.
Für unsere Leser aus Berlin und Umgebung weisen wir darauf hin, dass am 17. Oktober eine offizielle Buchvorstellung im Zeughauskino Zeughauskino stattfinden wird. Im Rahmen dieser in Kooperation mit dem Bundesarchiv stattfindenden Veranstaltung werden zahlreiche selten gezeigte farbige Kurzfilme zu sehen sein, darunter auch ein stummer Agfacolor-Film vom Reichsparteitag 1936 aus unserem Archiv. Bei gutem Publikumsinteresse soll das Buch auch in weiteren Städten öffentlich vorgestellt werden.

Neuigkeiten aus dem Archiv – 01.10.2013

In einer ganzseitigen Anzeige in der neusten Ausgabe des Magazins „Cicero“ wird die Dokumentation „Hitlers Berlin in Farbe 1933-1945“ beworben. Weitere Anzeigen u.a. im Spiegel sind geplant und erscheinen in Kürze.

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