Im wochenkurier ist so eben ein ausführlicher Artikel über den Industriellen und Amateurfilmer Walther Bever-Mohr erschienen. Seine Filme, die lange Zeit als verschollen galten, konnten wir in mühsamer Kleinarbeit zusammentragen. Daraus ist unter Federführung des Historikers Dirk Alt die Dokumentation „Pech auf Skiern, Glück auf Schienen – Die Filmschätze des Walther Bever-Mohr“ entstanden.
Nachfolgend der Artikel.
Über Walther Bever-Mohr ließe sich locker ein dickes Buch schreiben, so facettenreich war sein Leben. Als Inhaber des Türschloss-Herstellers Bever & Klophaus, dessen Geschichte bis ins Jahr 1809 zurückreicht und der damit heute als ältestes Traditionsunternehmen der Kreisstadt gilt, machte er sich ebenso einen Namen wie als leidenschaftlicher Schauspieler und „Possenreißer“, begeisterter Wintersportler, Besitzer einer der größten Modelleisenbahnen ihrer Zeit, als liberaler Politiker, Fußballfan und Tierfreund. Nicht zuletzt aber war Walther Bever-Mohr zu seiner Zeit ein meisterhafter Amateurfilmer, der sich in seinen Werken auch mit seiner Schwelmer Heimat auseinandersetzte.
Nach dem Tod des 1955 in der Kreisstadt verstorbenen Fabrikanten wurde sein filmisches Erbe jedoch zersplittert und erst in den vergangenen Jahren vom Filmfreund Dirk Alt beinahe vollständig wieder zusammen getragen. Unter dem Titel „Die Filmschätze des Walther Bever-Mohr. Pech auf Skiern. Glück auf Schienen.“ sind seit Kurzem als DVD erhältlich und bieten einen großartigen Einblick in die frühe Amateurfilmkunst, in das Leben ihres Schöpfers und auch in die Geschichte Schwelms.
1901 in Düsseldorf geboren und in unmittelbarer Nähe des Schauspielhauses aufgewachsen, machte Bever-Mohr früh Bekanntschaft mit den schönen Künsten und verdiente sich erste Meriten als Laienschauspieler. 1923 adoptierte ihn sein Onkel Wilhelm Bever, der drei Jahre später starb und im die Leitung der Schwelmer Firma hinterließ.
„Mein Onkel musste auch die praktische Seite der Arbeit von der Pike auf erlernen und im Blaukittel arbeiten“, blickt Hans-Dietrich Mohr, heutiger Firmen-Inhaber in sechster Generation und Neffe des charismatischen Filmpioniers, der ihn noch persönlich gekannt hat. Um 1930 begann Walther Bever-Mohr dann, erste Streifen zu drehen. Besonders der Farbfilm interessierte den charismatischen Schwelmer, der Zeit seines Lebens Junggeselle blieb und sich daher ausgiebig seinen Passionen widmen konnte. „Die Filme von Walther Bever-Mohr repräsentierten den künstlerischen Höchststand, den der Amateurfilm damals erreichte“, sagt Dirk Alt, der die Werke aus drei Sammlungen zu Tage förderte und dem Vergessen entriss. Vier davon sind nun auf der DVD zu sehen – zuzüglich einer von Alt erstellten Dokumentation über ihren Schöpfer.
Für Heimatfreunde besonders interessant ist der mehr als halbstündige Film „Farbenspiel bei einer kleinen Stadt“, der 1939 anlässlich des 350-jährigen Schwelmer Stadtjubiläums entstand.
Bever-Mohr portraitiert Schwelm darin als eine ländliche Stadt und blendet den industriellen Bereich bewusst aus, um dem von qualmenden Schornsteinen und Fabriklärm geprägten Image der Region entgegen zu wirken.
Der Betrachter feiert hier ein Widersehen mit vielen bekannten Gebäuden, Einrichtungen, Straßen und Plätzen, so wie sie sich unmittelbar vor Beginn des Zweiten Weltkrieges darstellten. Aufnahmen von der Christuskirche und der Altstadt, von Haus Friedrichsbad und dem Brunnenhäuschen, vom Schwelmebad, Haus Martfeld und von den altbergischen Bürgerhäuschen, alle in guter Farbqualität, lassen das Herz von Heimatforschern höher schlagen. Auch ein ausgedehnter Streifzug durch das damalige Heimatmuseum fehlt nicht. „Viele größere Städte wären sicherlich froh, wenn sie solche Aufnahmen in ihren Archiven vorweisen könnten“, zollt Dirk Alt dem Amateurfilmer, der nach dem Krieg auch als Abgeordneter der FDP im Rat für seine Stadt wirkte, großen Respekt für sein Können.
Aber auch die weiteren Bever-Mohr-Filme sind sehenswerte Zeugnisse ihrer Zeit. So besaß der Fabrikant in seinem Haus an der Hauptstraße 100 die damals zweitgrößte Modellbahnanlage Deutschlands – nur Hermann Göring hatte eine noch größere. Verpackt in eine weihnachtliche Spielhandlung, lässt Walther Bever-Mohr die Zuschauer an seiner Leidenschaft für die Märklin-Modellbahn teilhaben, die damals noch mit der Spurweite 0 vertrieben, aber bereits auf hohem technischen Niveau hergestellt wurden. In zwei Zimmern und auf zwei Ebenen fuhren die Züge des Schwelmers, der sogar Wanddurchbrüche in seinem Haus vornehmen ließ, um seinem Hobby den nötigen Raum zu geben.
Ein 1943 entstandener Film namens „Ski-Romanze um Bodo“ entführt in die Welt des Wintersports, und das künstlerisch ambitionierteste Werk namens „Der Schatten des Vaters“ wurde 1952 als bester deutscher Amateurfilm preisgekrönt. Bever-Mohr, von 1952 bis 1955 auch Präsident des Bundes der deutschen Filmamateure (BDFA), offenbart in allen diesen Filmen überdies schauspielerisches Talent und großes Charisma.
Gerade 54-jährig, starb Walther Bever-Mohr 1955 in Folge eines Nervenleidens und wurde auf dem alten Schwelmer Friedhof beigesetzt. Seine Filme aber sind nun einem breiten Publikum zugänglich. „Vielleicht kommt es ja bald zu einer öffentlichen Aufführung in Schwelm“, weiß Dirk Alt um entsprechende Überlegungen. Wer die bei der Firma POLAR Film erschienene DVD „Die Filmschätze des Walther Bever-Mohr. Pech auf Skiern. Glück auf Schienen.“ indes käuflich erwerben möchte, kann dies zum Preis von 11.49 Euro tun und wird im Fachhandel oder unter www.polarfilm.de fündig.