Über vier Jahre hat die Produktion unseres aktuellen Dokumentarfilms „Volksgenossin – Frauen im Dritten Reich“ in Anspruch genommen. Für diesen Film wurden neben umfangreichen historischen Aufnahmen aus unserem Archiv auch über sechzig Stunden Interview-Material ausgewertet. Die von Karl Höffkes und Maurice Philip Remy geführten Interviews mit Zeitzeugen der 1930er und 40er Jahre bilden innerhalb unserer Sammlung einen besonderen, bislang noch weitgehend ungehobenen Schatz.
Am kommenden Mittwoch, 6. Dezember, um 19:30 Uhr erlebt „Volksgenossin – Frauen im Dritten Reich“ seine Uraufführung im Hannoverschen Kino im Künstlerhaus, Sophienstraße 2. Informationen zur Uraufführung finden Sie bei Interesse auf der Website des Kommunalen Kinos: http://www.presse-hannover.de/koki/
Die Kinofassung hat eine Lauflänge von 146 Minuten. Auf DVD wird der von der FSK ab zwölf Jahren freigegebene Film in Kürze beim Münchener Verlag für Film und Fotografie morisel erscheinen. Buch und Regie lagen in den Händen unseres Mitarbeiters Dr. Dirk Alt. Ergänzend zum Soundtrack des Industrial- und Dark-Ambient-Künstlers Magnus Zetterberg gestattete uns auch Oksana Rodionova / Xiu die Verwendung eines ihrer Songs. Den Filmkommentar sprach Peter Kaempfe mit der ihm eigenen Sensibilität.
Zum Inhalt: Ende der 1930er Jahre lebten in den Grenzen des Großdeutschen Reiches insgesamt 40 Millionen Frauen, die nicht weniger als 51 Prozent der NS-Volksgemeinschaft ausmachten. Waren sie die unschuldigen Opfer eines patriarchalischen Herrschaftssystems? Oder aber Handlangerinnen, Profiteurinnen und Vollstreckerinnen nationalsozialistischen Unrechts? Dieser Frage geht Dirk Alts zweistündiger Essay-Film mit Hilfe von Zeitzeuginnen-Interviews und akribisch ausgewähltem Archivmaterial nach. Dabei ermöglicht die vorrangige Nutzung von Privataufnahmen Einblicke in die Alltagserfahrungen, Lebensmuster und Rollenbilder von Frauen und Mädchen jenseits politischer Geschlechterinszenierungen. Vor dem Hintergrund dieser Filmdokumente schildern vierzig Zeitzeuginnen ihre Erinnerungsperspektiven auf die einschneidendste Epoche unserer jüngeren Geschichte: Neben Prominenten wie der Fliegerin Elly Beinhorn oder Ufa-Star Gisela Uhlen kommen Unterstützerinnen und Gegnerinnen des Regimes zu Wort, Parteifunktionärinnen, Holocaust-Überlebende und Frauen des Widerstandes. So entsteht ein Kaleidoskop der Deutungen und Standpunkte, das vor allem eines deutlich macht: die Geschichte kennt keine einfachen Antworten.