Im Herbst 1937 erhielt ein amerikanischer Journalist eine exklusive Drehgenehmigung, um während seines siebenwöchigen Aufenthaltes den Alltag in Deutschland festzuhalten. Für unser Archiv konnten wir das dabei entstandene, rund 4,5 Stunden lange Originalfilmmaterial erwerben. Aufnahmen, deren Brisanz außerordentlich ist. Eine der Filmsequenzen zeigt einen Schulhof mit ausgelassenen Kindern. Auf den ersten Blick nichts Ungewöhnliches; erst wenn man den Namen der Schule weiß und ihre Geschichte kennt, erhalten die Bilder eine verstörende Kraft: die Aufnahmen zeigen die so genannte Goldschmidt-Schule, eine jüdische Privatschule in Berlin, die unter dem Druck der Verfolgung gegründet worden war. Viele Kinder konnten hier zum ersten Mal seit Jahren wieder ohne Demütigung lernen. Am Ende der Ausbildung stand das englische Abitur, um den Schülern ein Studium an englischen Universitäten zu erleichtern. 1939 wurde die Goldschmidt-Schule endgültig geschlossen. Viele der Schüler emigrierten mit ihren Lehrern nach England und sind so dem später einsetzenden Holocaust entkommen.