Am 2. Februar berichtet das ZDF in der Sendung „aspekte“ über Erich Kästners „Geheimes Kriegstagebuch“, das in den Jahren 1941 bis 1945 entstanden ist.
Auch für diesen Beitrag konnten wir wieder umfangreiches Material aus unserem Archiv bereitstellen.
Gibt es ein richtiges Leben im falschen? Am Ende seines Lebens, ausgebrannt und vom Alkohol gezeichnet, war sich Erich Kästner da nicht mehr so sicher. Während der Nazi-Zeit emigrierte er nicht wie viele seiner Künstler-Freunde, sondern blieb in Deutschland, obwohl offiziell mit einem Schreibverbot belegt. Nicht nur, weil er es nicht übers Herz brachte, seine geliebte Mutter im Stich zulassen, sondern vor allem, um später Zeugnis ablegen zu können, um den großen Roman über die Jahre der Nazi-Diktatur zu schreiben. Einen Roman, den er freilich nie beendet hat. Die Frage nach dem Warum könnte nun sein lange verschollenes Kriegstagebuch beantworten. Es ist – überspitzt formuliert – ein Dokument des künstlerischen Scheiterns und zeigt einen unverstellten Blick auf einen großen Moralisten, der den eignen moralischen Maßstäben nicht immer genügt. Gerade in Zeiten des erstarkenden Rechtspopulismus kann Kästners legendenumwittertes „Blaues Buch“ den Nachgeborenen auch als Warnung dienen: Es reicht nicht, sich über die braunen Populisten lustig zu machen. Wer sie nicht frühzeitig und entschieden bekämpft, muss ihnen ohnmächtig in den Untergang folgen.