Am 21. und 28. November zeigt der Mitteldeutsche Rundfunk/MDR unter der Überschrift „Der Osten im Privatfilm“ die Dokumentation „Mitteldeutschland unterm Hakenkreuz“.
Die von DOKfilm erstellten Filme (denen weitere in Kürze folgen werden) greifen zu 100% auf Farbmaterial aus unserem Archiv zurück. Wir weisen unsere Leser daher gerne auf diese Ausstrahlungstermine hin!
Der MDR selbst wirbt mit folgenden Texten für diese einzigartigen, ausschließlich aus Farbfilmen bestehenden Dokumentationen:
Es waren keine professionellen Wochenschaukameramänner, die die Bilder vom Alltag in Mitteldeutschland während der NS-Zeit festhielten. Es waren Hobbyfilmer, die das normale Leben jenseits der offiziellen NS-Propaganda abbildeten: auf 8mm-Film und vor allem – die eigentliche Sensation – in Farbe! Das, wofür sie bereit waren, einen kostbaren Streifen Film zu opfern, wirkt zufällig, harmlos. Ein Mädchen hält ihre Puppe stolz in die Kamera, ein Bauer führt seine Pferde in die Saale zum sonntäglichen Bad. Eine Frau schält Obst und legt Gurken ein. Doch bei aller Privatheit ist die Politik allgegenwärtig: Beiläufig wird der rechte Arm zum Gruß gehoben, von jedem öffentlichen Gebäude, von jedem Ausflugsdampfer grüßt die Nazi-Fahne – und an beinahe jedem Wochenende gibt es irgendwo einen Aufmarsch mit Marschmusik: zum Betriebssportfest, zum 1. Mai, zum Erntedankfest.
Teil 1 der Dokumentation „Mitteldeutschland unterm Hakenkreuz“ erzählt die Jahre bis zum Kriegsbeginn – von einen Land, das glaubte, glücklich zu sein. Nur in wenigen Aufnahmen kündet sich die Katastrophe an: in einer privaten Gasmaskenübung in Leipzig etwa, als im September 1938 beim Einmarsch ins Sudetenland der Krieg schon einmal zum Greifen nahe scheint. Auch in den Filmaufnahmen von Käthe und Erich Höse bildet sich das kommende Grauen ab. Im Hafen von Stettin, den die beiden Paddler am 30. August 1939 erreichen, liegt das zum Lazarettschiff umgebaute Urlauberschiff „Stuttgart“ – bereit, die ersten Verwundeten des Krieges aufzunehmen.
Teil 2 der Dokumentation „Mitteldeutschland unterm Hakenkreuz“ erzählt vom Alltag während des zweiten Weltkrieges: von der Musterung im Freibad in Bitterfeld, von der Rationierung der Lebensmittel in Leipzig, vom Warten auf den Alarm in einer Flakstellung bei Halle, von der Evakuierung der Kinder aus den von Bombenangriffen bedrohten Großstädten ins thüringische Ranis. Es liegt ein unterschwelliges Grauen in den Bildern der Amateurfilmer – die Katastrophe selbst zeigen sie nicht. Zu den letzten Bildern gehören Aufnahmen des unzerstörten Dresden – und die vermutlich einzigen Farbaufnahmen der weltberühmten Silhouette mit der Frauenkirche, bevor die Stadt im Februar 1945 in Schutt und Asche sank.