Auf den Tag genau 62 Jahre nach der ersten Reichstagssitzung im Kaiserreich sollte am 21. März 1933 der erste Reichstag nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten eröffnen. Wenige Tage nach dem Reichstagsbrand (in der Nacht vom 27. auf den 28. Februar) wurde Potsdam als Traditionsort preußischer Geschichte für die feierliche Konstituierung ausgewählt. In die Geschichtsbücher ist das Ereignis als „Der Tag von Potsdam“ eingegangen.
War zunächst der Marmorsaal des Potsdamer Stadtschlosses sowie das Neue Palais in Erwägung gezogen worden, einigte man sich schließlich darauf, die konstituierende Parlamentssitzung mit rund 600 Teilnehmern als Staatsakt in der Garnisonkirche abzuhalten. Die eigentliche Reichstagseröffnung erfolgte am Nachmittag des 21. März 1933 in der Berliner Kroll-Oper.
Am 21. März war Potsdam beflaggt mit kaiserlichem Schwarz-Weiß-Rot und Hakenkreuzfahnen. Das „Dritte Reich“ präsentierte sich auf diese Weise als legitimer Erbe des 1871 gegründeten und mit Ausrufung der Republik im November 1918 untergegangenen „Zweiten Reiches“.
Während der offizielle Film „Der Tag von Potsdam“ überliefert und mit seinen ikonographischen Szenen immer wieder in Dokumentationen genutzt wird, gilt ein vom späteren Kameramann der Deutschen Wochenschau, Kurt Kruschke, privat gedrehter Film mit dem Titel „Der Staatsakt in Potsdam“ seit 1945 als verschollen.
Nach langer intensiver Suche ist es uns gelungen, auch diesen Film im Original zu finden und für unser Archiv zu erwerben. Ein weiteres Stück deutscher Geschichte ist damit wieder verfügbar.